Naomi

Naomi träumte davon, einmal Anwältin zu werden. Alle in der Familie verschrieben ihr Leben der Juristerei. Wenn Naomi ihren Vater auf der Arbeit besuchte, war sie fasziniert von seinem Richtergewand und all den Mysterien, die sich im Gerichtssaal abspielten. Als sie älter wurde und später an der Universität Jus studierte, stand sie unter permanentem Stress. Besonders dann, wenn wieder Prüfungen und Abschlusstermine der Semesterarbeiten am Ende des Curriculums standen. In dieser Zeit wurde Naomi immer von Herpesbläschen heimgesucht. 

Anfänglich nur saisonal, hatte Naomi bald jeden Monat ein Herpesbläschen auf der Lippe. Fingen die Lippen erst an zu spannen, konnte sie den genauen Zeitpunkt des Ausbruchs schon voraussagen. Dann war sie da: Die Woche voller Schmerz und Peinlichkeit.

Im fünften Semester fand Naomi eine Stelle als Rechtsreferendar und hatte somit ihre ersten richtigen Einsätze im Gericht. Das Unangenehme dabei war, dass nicht nur sie, sondern auch ihr Herpesbläschen allen im Gericht präsent war.

Mit zunehmender Erfahrung übernahm sie nun mehr Fälle von Klienten – damit einhergehend waren häufigere Treffen und Gerichtstermine. Wenn sich nun wieder ein Herpesbläschen ankündigte, fürchtete sich Naomi vor dem Treffen. Sie wusste, dass die Bläschen ihr Aussehen verunstalten würden, und versuchte als Gegenmassnahme, ihre Termine vor oder nach dem Ausbruch zu setzen.

Naomi hatte jedes Produkt ausprobiert, dass sie finden konnte, um diese üblen Widerlinge loszuwerden, doch nichts half. Sie versuchte dann, das Fieberbläschen zu überschminken, was jedoch kontraproduktiv war. Sie hob die Bläschen damit nur hervor. Es wurde Naomi zum Graus, einen Fall vor Gericht vertreten zu müssen. Sie spürte die Blicke, die ihr die Anwälte, Klienten und andere Anwesende aus den Augenwinkeln zuwarfen.

Eines Tages stiess Naomi auf lipivir, ein transparentes Gel. Die Verwendungsweise unterschied sich von anderen Produkten dadurch, dass das Herpesbläschen bei regelmässiger Anwendung gar nicht erst zum Ausbruch kommt. Das klang schon fast zu schön, um wahr zu sein. Nach all den Jahren der Qual und des Leidens dachte sich Naomi, dass es zumindest einen Versuch wert ist. Sie bestellte sich online eine Tube von diesem Gel und erhielt kurze Zeit später ein Päckchen von der Post – glücklicherweise am selben Tag, als sich der nächste Ausbruch schon ankündigte. Sie befolgte das tägliche Ritual und strich morgens nach dem Zähneputzen und vor dem Schminken ein wenig auf die sonst betroffenen Stellen. Am Abend, nach dem entfernen des Make-Ups, strich sie die Stellen nochmals ein. Die Tage verstrichen – nichts geschah. Dieses Mal erscheint KEIN Herpesbläschen – sie konnte es kaum glauben! Naomi hielt sich nun fest an ihr Ritual und war jetzt, zwei Monate später, überzeugt, dass ihr monatlicher Albtraum endgültig vorüber war.

Naomi besann sich, welche positiven Auswirkungen diese enorme Umstellung auf ihr Privatleben hatte: Sie genoss, sich nun unbeschwert unter Menschen mischen zu können – spontan, wie sie es vorher nie tun konnte. Sie freute sich, dass sie sich keine Gedanken mehr über das passende Make-Up machen musste, welches zugleich die Herpesbläschen verdecken musste. Das Leben hat sich für Naomi sehr zum Positiven geändert.

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